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Von Listen, die das Leben schreiben

Aktualisiert: 15. Okt.

Neulich fragte mich jemand ganz beiläufig: „Was sind deine Träume?“ Ich musste lächeln — nicht, weil ich sofort eine Antwort parat hatte, sondern weil ich lange gar nicht mehr gewagt hatte, zu hoffen. Es reichte mir, zu atmen. Glücklich sein schien genug.

Doch Fragen, die sich in die Seele setzen, beginnen irgendwann zu atmen. Leise. Beharrlich. Und aus diesem Atem schrieb sich, fast unmerklich, eine kleine Liste in mein Herz. Kein lauter Plan — eher ein heimliches Verzeichnis von Sehnsüchten, das still im Herzen wächst.

Da steht: leben. Nicht bloss existieren — sondern barfuss am Meer spazieren, die Füsse im warmen Sand vergraben, die Zehen vom salzigen Wasser umspült fühlen. Die Wellen, die leise kommen, die Wellen, die wieder gehen, und dabei immer wieder den Sand um die Füsse neu formen. Ein einfacher Rhythmus, der mir sagt: Du bist hier. Du bist echt.

Da steht: sehen. Die Menschen, die mir wichtig sind, wirklich sehen — bis in die kleinen Falten ihres Lachens, in die Pausen ihrer Worte. Ihnen mit Wertschätzung begegnen, ohne Erwartungen, mit einer zarten Präsenz. Verbindung schenken, nicht fordern. Nähe, die leise bleibt und tief geht.

Und dann, als Gegenstück zum Meer, steht da: staunen. Ein Leben, das den Himmel nicht vergisst. Die Nordlichter (Aurora Borealis) — jene tanzenden Schleier aus Licht, die am dunklen Firmament erzählen, dass selbst die Nacht voller Wunder sein kann. Ich will sie sehen, nicht um sie abzuhaken, sondern um mich zu erinnern: Licht kann an den unerwartetsten Orten auftauchen.

Doch am tiefsten rühren mich die einfachen Wünsche: Gesundheit, Frieden im Herzen, das Gefühl geliebt zu werden — und zu lieben. Selbstverständlichkeiten, die es nicht immer sind, und gerade deshalb kostbar. Diese Dinge sind kein Luxus. Sie sind das Fundament, auf dem alles Wachsen darf.

Ich will diese Punkte nicht wie Aufgaben abhaken. Ich will ihnen begegnen — langsam, mit offenen Händen und dem Mut, mich zu verlieren und wiederzufinden. Ich laufe ihnen nicht nach; ich öffne Räume, dass sie kommen dürfen: ein Morgen am Meer, ein Abend unter flackerndem Nordlicht, ein stilles Gespräch, das mich wärmend berührt.

Vielleicht liegt der Wert einer solchen Liste nicht im Abarbeiten, sondern im Erlauben: wieder zu hoffen, wieder zu träumen, wieder zu fühlen. Nicht mehr aus Angst, sondern aus Hunger nach Leben.

Wenn du das liest und dein Herz kurz aufleuchtet — weisst du, wir sind nicht allein. Wir sind die, die fühlen. Die, die stehenbleiben, wenn die Wellen kommen, die tief atmen, wenn das Licht am Himmel tanzt, die zart und zugleich stark genug sind, weiterzugehen.


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