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Wenn Kommunikation nur in eine Richtung geht

Ich habe in den vergangenen Jahren – immer wieder dieselbe Erfahrung gemacht: Es gibt Menschen, die im sogenannten ersten Signal agieren. Menschen, deren Nervensystem ständig im Alarmzustand ist, selbst dann, wenn eigentlich keine Gefahr besteht. Und mit solchen Menschen eine klare, ehrliche, respektvolle Kommunikation zu führen, ist nahezu unmöglich.


Solange alles oberflächlich bleibt, funktioniert es. Solange es um Fakten geht, um Alltägliches, um das, was keine emotionale Tiefe berührt, kann man miteinander sprechen. Doch in dem Moment, in dem es auch nur ansatzweise emotional wird – sei es, weil ich eine Grenze benenne, eine Frage nicht so beantworte wie gewünscht, oder mir gar erlaube, eine Verständnisfrage zu stellen –, kippt die Situation. Es wird sofort persönlich. Abwertend. Beleidigend. Abschätzig. Und jedes Mal stehe ich da und frage mich: Wie bin ich wieder in dieses Gespräch hineingeraten? Warum lasse ich das zu?


Ich kenne das Muster zu gut. Ich versuche zu deeskalieren, ruhig zu bleiben, zu verstehen, zu erklären. Ich schlucke herunter, was gesagt wird, rede mir ein, dass es “nicht so gemeint” war, dass die Person überfordert ist, dass ich erwachsen genug bin, darüber hinwegzusehen. Aber die Wahrheit ist: Es verletzt. Und es verletzt jedes Mal ein bisschen mehr.


Ich merke, wie ich innerlich immer erschöpfter werde. Wie ich innerlich immer mehr auf Abstand gehe von dieser Person. Wie sich ein Knoten in mir bildet, der jedes Mal enger wird, wenn ich wieder in diese Dynamik gezogen werde. Wie ich gleichzeitig wütend werde und traurig bin. Wütend, weil ich respektlos behandelt werde. Traurig, weil ich mir eigentlich etwas anderes wünsche – Verständnis, Begegnung, Klarheit, vielleicht sogar Nähe. Stattdessen bekomme ich einen Sturm aus Projektionen, Misstrauen und Aggression.


Und ich frage mich: Warum sollte ich das weiter tragen?


Ich bin an dem Punkt, an dem mein System einfach kein zusätzliches Gewicht mehr aufnehmen kann. Manchmal spüre ich, wie es in mir brodelt. Wie sich die Emotionen stauen, weil ich sie immer wieder wegdrücke, um den Frieden zu wahren. Gerade jetzt könnte ich explodieren und gleichzeitig in Tränen ausbrechen, so widersprüchlich und schmerzhaft fühlt es sich an.


Aber eins weiss ich: Ich habe darauf keine Lust mehr. Ich will nicht mehr die Person sein, die immer wieder schluckt. Ich will nicht mehr die Verantwortung für die Gefühle anderer tragen, während meine eigenen ignoriert werden. Ich will nicht mehr in Gespräche gezogen werden, die mich kleiner machen.


Und ja – irgendwann explodiere ich. Und wenn es soweit ist, dann passiert das nur einmal. Denn in diesem Moment ist die Grenze endgültig überschritten, und es gibt kein Zurück mehr.


Vielleicht ist dieser Text auch ein Warnsignal an mich selbst: Ich darf früher auf mich hören. Ich darf mich schützen. Ich darf mich distanzieren, bevor ich verletzt werde. Kommunikation braucht zwei Menschen, die bereit sind, einander zuzuhören.Ist einer davon dauerhaft im ersten Signal gefangen, bleibt der andere zwangsläufig im Schmerz zurück.


Und das bin ich nicht länger bereit hinzunehmen.

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