Die Stille zwischen Gefühl und Ausdruck
- meingedankenfreira
- 17. Juni 2024
- 2 Min. Lesezeit
Eine Freundin hat mich kürzlich darauf hingewiesen, dass ich zwar alles mit ihr teile – meine Gedanken, meine Erlebnisse, meine Sicht auf die Welt – aber kaum über meine Gefühle spreche.
Dieser Satz hat mich getroffen.
Warum fällt es mir so schwer, mein Herz zu öffnen, obwohl ich es doch so tief fühle?
Es liegt nicht daran, dass ich ihr nicht vertraue. Im Gegenteil – sie ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Aber als jemand, der viel fühlt und wenig zeigt, lebe ich oft in einem inneren Spannungsfeld. In mir tobt ein Meer aus Emotionen, und doch bleibt die Oberfläche ruhig, fast still. Ich habe nie gelernt, meine Gefühle frei zu zeigen. Vielleicht habe ich sogar gelernt, sie zu verbergen – aus Selbstschutz. Weil die Welt dort draussen manchmal hart ist und Menschen, die ihre Verletzlichkeit zeigen, leicht verwundet werden.
Also trage ich ein Lächeln wie eine sanfte Maske. Nach aussen hin ruhig, beherrscht – innen jedoch voll von Sehnsucht, Zweifel, Hoffnung.
Es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, einfach loszulassen – alles auszusprechen, was in mir ist. Doch dann spüre ich wieder diese unsichtbare Barriere, die mich schützt und zugleich gefangen hält.
Der Abstand zwischen dem, was ich fühle, und dem, was ich zeige, wird grösser. Es ist, als würde ich auf einem schmalen Grat balancieren, immer in Gefahr, zu fallen. Diese Diskrepanz zermürbt. Sie schafft eine leise Einsamkeit, die sich selbst inmitten von Nähe bemerkbar macht.
Mein Herz trägt ungeweinte Tränen, unausgesprochene Worte – Schwere, die niemand sieht.
Und doch gibt es diese Hoffnung.
Die Hoffnung, dass eines Tages jemand durch die Risse in meiner Fassade sieht. Jemand, der Geduld hat, der nicht wegsieht, wenn ich still werde.
Der erkennt, dass hinter der Zurückhaltung keine Kälte steckt, sondern eine tiefe, zarte Seele, die einfach sicher sein möchte, bevor sie sich zeigt.
Bis dahin trage ich meine Gefühle wie ein geheimes Kleinod in mir – kostbar, zerbrechlich, echt.
Und vielleicht, irgendwann, finde ich den Mut, sie ganz zu offenbaren.
Denn wahre Stärke liegt manchmal genau darin, die eigene Zartheit zuzulassen.



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