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Zwischen Mut und Zittern


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Es gibt Tage, an denen das Licht fern scheint. Momente, in denen selbst das Atmen Mühe macht und die Gedanken kreisen, als suchten sie einen Ausgang, den es nicht gibt.


Sie sagen, man solle positiv denken. Doch wer mit Angst lebt, weiss, wie schmerzhaft solche Worte manchmal klingen. Positives Denken ist kein Lächeln, das man sich anzieht, wenn die Welt zu laut wird. Es ist kein Pflaster für die Wunde, sondern die Entscheidung, sie zu berühren, ohne davor wegzulaufen.


Positiv denken heisst nicht, die Dunkelheit zu leugnen. Es bedeutet, sie anzusehen und trotzdem einen Schritt zu tun – so klein er auch sein mag. Ein Schritt, der vielleicht zittert. Ein Schritt, der nicht schön aussieht. Aber er zählt.


Schönreden ist einfacher. Es gibt uns für einen Moment das Gefühl von Kontrolle. Man sagt sich, „alles wird gut“, und hofft, dass die Angst das glaubt. Aber sie tut es nie. Sie wartet nur. Und wenn sie zurückkehrt, ist sie stärker, weil sie weiss, dass sie überhört wurde.


Mut dagegen ist still. Er hat keine grossen Gesten, keine Parolen. Mut ist das Zittern, das bleibt – und trotzdem atmet. Mut ist der Moment, in dem man weiss, dass die Angst wiederkommt, und trotzdem sagt: Ich weiss. Und ich gehe weiter.


Positives Denken heisst nicht, immer Licht zu sehen. Es heisst, den Schatten zu kennen und ihm trotzdem einen Platz neben sich zu geben. Denn wer ihn leugnet, verliert den Zugang zum eigenen Herzschlag.


Vielleicht ist das der wahre Mut: nicht stark zu sein, sondern sanft mit sich selbst. Zu wissen, dass man nicht heil sein muss, um weiterzugehen. Dass jedes Zittern, jeder Atemzug, jedes kleine Weiterleben ein stilles Ja zum Leben ist.


Und vielleicht liegt genau darin das Licht, das wir suchen – nicht in der Abwesenheit der Angst, sondern in der Zärtlichkeit, mit der wir ihr begegnen.

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